Wer die St. Brictius Kirche betritt, dem wird das bedeutendste Stück der Ausstattung der Kirche auffallen: der vollständig erhaltene monumentale Flügelaltar des ungenannten Meisters von Schöppingen. Dem Kunstfreund ist der gemalte Flügelalter des ungenannten „Meisters von Schöppingen“, eines der bedeutendsten Werke der spätgotischen Malerei Westfalens, ein Begriff.
Der Flügelaltar ist wohl um 1455 in der Werkstatt des nach diesem Altar genannten unbekannten Meisters, des sogenannten „Meisters von Schöppingen“, in Münster entstanden. Der dreiteilige Flügelaltar ist aus Eichenholzbrettern zusammengesetzt, grundiert und bemalt. Das Altarbild ist 180 cm hoch und 296 cm breit. Mit geöffneten Flügeln beträgt seine Breite 592 cm. Die Darstellungen des Altars im geschlossenen Zustand gehören dem Festkreis Weihnachten, diejenigen im geöffneten Zustand dem Festkreis Ostern an.
Der unbekannte Meister konzentriert sich bei seinem Werk auf den Kern der christlichen Verkündung. Er fasst die beiden Hauptereignisse der Heilsgeschichte zu jeweils einer Ansicht zusammen: Die Menschwerdung (Verkündung und Geburt) auf den Außenseiten der geschlossenen Altarflügel und die Erlösung (Leidensgeschichte, Kreuzigung, Auferstehung, Himmelfahrt, Geistsendung) auf Mitteltafel und Innenseite der Altarflügel. Weil es sich jeweils um ein einziges Ereignis handelt, malt er die Szenen als erster nicht als Einzelbilder, sondern durchlaufend. Der Schöppinger Altar hat also keine Festtags- und Werktagsseite wie alle anderen Altarbilder seiner Zeit und vor ihm, sondern zwei Ansichten entsprechend dem Weihnachts- und Osterfestkreis.
Das Altarwerk in seiner Gesamtheit verkündet, was Gott in der Menschwerdung seines Sohnes und der Erlösung durch sein Kreuz und seine Auferstehung für uns getan hat. Es ist mehr als eine „biblia pauperum“ in der Art einer illustrierten Bibel für einfache Menschen. Vielmehr ist es eine gemalte Predigt. Daher erfüllt sein Hauptwerk in der Schöppinger Kirche heute wie vor 500 Jahren seinen eigentlichen Zweck: das Heilswirken Gottes an den Menschen zu verkünden und zu feiern. Der Besucher der Kunstroute sollte also unbedingt die Kirchentür öffnen und bei einem Rundgang die Schönheit der St. Brictius Kirche auf sich wirken lassen.
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